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Neujahrsempfang 2018: Der Altersarmut entgegenwirken

Aktuelles

Zum Neujahrsempfang des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Landesverband Bremen, waren am 2. Februar rund 50 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und der Verbandsspitze gekommen. 

"Altersarmut" im Mittelpunkt

Joachim Wittrien, Erster Vorsitzender des Landesverbands, begrüßte in den Räumen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bremen die Gäste. Nachdem er das ereignisreiche Jubiläumsjahr 2017 Revue passieren ließ und die Arbeitsvorhaben für 2018 vorstellte, leitete er zum Kernthema des diesjährigen Empfangs über: „Altersarmut“.

Sozialpolitisches Thema mit gesellschaftlichem Sprengstoff

„Nur wenige sozialpolitische Themen sind mit so viel gesellschaftlicher Sprengkraft versehen wie die Rente“, damit führte Adolf Bauer, der Präsidenten des SoVD, als erster Redner ins Thema ein. Er verwies auf die aktuelle Situation, in der Rentner nach 40 Jahren Vollbeschäftigung zum Sozialamt gehen müssen: „Ohne eine politische Trendwende wird sich Altersarmut zum Massenphänomen entwickeln!“ Ursachen sieht er „in der desaströsen Arbeitsmarktpolitik und im Ausverkauf der gesetzlichen Rentenversicherung“. Er verwies auf Arbeitsverträge mit Befristungen, Leiharbeitsverträge und Geringverdiener. Zudem dürfe seiner Meinung nach die gute Konjunktur nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil der langzeitarbeitslosen Menschen extrem hoch sei. „Jeder fünfte 67-Jährige soll im Jahr 2036 von Altersarmut bedroht sein“, warnte er, „nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung steigt das Armutsrisiko der Neurentner bundesweit auf über 20 Prozent!“ Zudem wies er auf die Armutsgefährdung von Frauen hin, die weitaus höher sei als die der Männer.

Als „beschämend für unsere Gesellschaft“ sah der SoVD-Präsident die Grundsicherung im Alter an und forderte einen gestaffelten Rentenfreibetrag sowie die Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent. Seine umfangreichen Erläuterungen schloss Bauer ab mit: „Es gibt einiges zu tun. Der SoVD wird nicht nachlassen, auf eine gerechte und inklusive Gesellschaft zu drängen.“ 

Warnung vor sozialer Spaltung

Christian Weber, Präsident der Bremischen Bürgerschaft, wies in seiner nachfolgenden Rede auf den sich stetig veränderten Arbeitsmarkt hin: „Arbeitsplätze im unteren Bereich werden wegrationalisiert, das Band bei Daimler läuft ohne Menschen, die arbeiten!“ Er wandte sich gegen die soziale Spaltung, die in diesen Tagen gerade wieder mit den Boni-Zahlungen im Bankenbereich deutlich wurde.

Stärkung der gesetzlichen Rente als Gegenmaßnahme

„Altersarmut ist kein individuelles, sondern ein politisches Problem“, betonte Sascha Karolin Aulepp, Landesvorsitzende der SPD Bremen, in ihrer Rede, „es gibt auch verdeckte Armut, weil die Menschen nicht zum Sozialamt gehen. Mit ihrer Scham wollen wir nicht leben, eher sollte es uns beschämen!“ Wie Adolf Bauer möchte sie dieser Entwicklung mit einer Stärkung der gesetzlichen Rente, einer korrekten Bezahlung und der Abkehr von befristeten Arbeitsverträgen entgegenwirken.

Steuerfinanziertes Grundeinkommen

Kristina Vogt, Fraktionssprecherin der Partei DIE LINKE, skizzierte in ihrer Rede einen anderen Gedanken: „Wie kommt man mit der Rentenversicherung noch perspektivisch weiter?“, fragte sie und brachte ein steuerfinanziertes Grundeinkommen in die Diskussion ein. Der Rentenbescheid nehme vielen Menschen den Lebens- und Gestaltungsmut, mahnte sie.

Änderung des Rentensystems

„Das Thema Soziale Gerechtigkeit muss Topthema werden“, forderte Dr. Maike Schäfer, Fraktionsvorsitzende der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in ihrer Rede. Die jetzige Situation führe zu Frust, Politikverdrossenheit und Radikalisierung. „Das Rentensystem muss komplett geändert werden“, sagte sie und schlug die schrittweise Einführung einer Garantierente mit flexiblen Übergängen in den Ruhestand vor.

Altersarmut fängt in Kinderschuhen an

Abschließend machte Sigrid Grönert, CDU Fraktionssprecherin für Soziales, auf eine Ursache von Altersarmut aufmerksam. „Der Eintritt in die Altersarmut fängt schon in Kinderschuhen an“, so Grönert. Sie forderte gut ausgestattete KiTas und Schulen. 

In lockerer Runde diskutierten die Gäste anschließend die angesprochenen Themen.

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